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Europas Binnenschifffahrt sieht sich mit wesentlichen Herausforderungen konfrontiert, um die notwendigen finanziellen Mittel für eine neue Generation von Schiffsbesatzungen und für eine moderne und umweltfreundliche Flotte zu erlangen – wie Mitglieder des Rates von Nautilus im vergangenen Monat zur Kenntnis nehmen mussten.
Im Rahmen seines letzten Berichtes zur Binnenschifffahrt zuhanden des Rates von Nautilus, erklärte Nick Bramley, der in Pension gehende, internationale Sekretär der Gewerkschaft, dass sich im europäischen Sektor eine heterogene Struktur an Unternehmen finde. Dabei stagniere das Frachtaufkommen weitgehend, während die Passagierfahrten boomten.
Der letzte Jahresbericht der Rheinschifffahrtskommission weist nach, dass auf den Binnenwasserstrassen rund 6 Prozent des europäischen Frachtguts transportiert werden. Während das Frachtaufkommen in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Schnitt um 1 Prozent gewachsen ist, sind die Passagierzahlen zwischen 2012 und 2016 im Durchschnitt jährlich um 13 Prozent gestiegen.
Gegenwärtig zählen rund 13'500 Schiffe zur Frachtflotte der europäischen Binnenwasserschifffahrt – mit einer Gesamtladefähigkeit von 17 Millionen Tonnen und gut 30'000 Beschäftigten.
Die Flottengrösse der Flusskreuzschifffahrt hat sich in den vergangenen 13 Jahren mehr als verdoppelt. Derzeit setzt sie sich aus 346 aktiven Schiffen zusammen – mit einer Passagierkapazität von mehr als 50'000 Personen. Alleine im letzten Jahr kamen 17 neue Schiffe auf den Markt. Die Stellenanzahl auf Kreuzfahrtschiffen ist um knapp 14'000 angewachsen. Mit der Folge, dass die Betreiber in einigen Bereichen der Industrie von einem Fachkräftemangel berichten. Die Binnenschifffahrt sieht sich auch mit der Problematik einer alternden Belegschaft konfrontiert – zwischen 38 und 41 Prozent der qualifizierten Besatzungsmitglieder in Schlüsselländern wie den Niederlanden, Deutschland und Belgien sind bereits über 50 Jahre alt.
Es gab Versuche, diese Probleme anzugehen und die Branche für junge Leute attraktiver zu gestalten. Mit der Folge, dass die Zahl der Neueinsteiger in den Niederlanden, Rumänien, der Tschechischen Republik und Serbien zwischen 2009 und 2015 tatsächlich angestiegen ist. Nautilus war nicht nur an diesen Initiativen beteiligt, sondern auch an Diskussionen bezüglich der neuen Qualifikationen und hinsichtlich klarer Regeln auf dem Gebiet der Arbeit und der Ruhepausen.
«Die Flotte selbst ist unterfinanziert und wird zusehends älter. Gut 50 Prozent der Schiffe sind mehr als 50 Jahre alt, 15 Prozent gar mehr als 75 Jahre», erläuterte Nick Bramley.
Wenn die Binnenschifffahrt ihren Umweltvorteil gegenüber dem Transport auf der Strasse beibehalten will, dann ist dringend eine neue Tonnage mit grünerem Antriebssystemen gefragt. Nur neun der insgesamt 187 neuen Schiffe, die zwischen 2014 und 2016 gebaut worden sind, erfüllen die Emissionsnormen, die ab 2019 für neue Triebwerke gelten werden.
Nick Bramley berichtete, dass Nautilus unlängst an Diskussionen zum Potenzial autonomer Binnenschiffe involviert war. Die Europäische Transportarbeiter-Föderation hatte ein Seminar organisiert, um die daraus resultierenden Fragestellungen einzuschätzen.
«Die Entwicklung von Automatisierung wird kompliziert werden, nicht zuletzt aufgrund der komplexen Regulierungssysteme», hielt er fest. «Ein höheres Mass an Automatisierung übersteigt wohl die Mittel einer Grosszahl der Eigner.»
«Die Annahme, dass die Schifffahrt bei einer Automatisierung durch das Beseitigen des Faktors Mensch vor Fehlern sicherer würde, ist weitverbreitet», fügte Bramley an. «Und das, obschon es kaum oder keine Forschung dazu gibt. Die Herabstufung der verbleibenden Besatzung auf eine reine Beobachterrolle könnte sogar neue Gefahrenquellen kreieren. Die Natur des Binnenschiffsverkehrs – mit seiner hohen Verkehrsdichte auf Flüssen mit variierenden Pegelständen und Strömungen – würde ein dichtes Netzwerk an landseitigem Equipment erfordern.»
«Wie beim Seeverkehr wirft die Automatisierung auch rechtliche Fragen zu Themen wie Haftung, Lebensrettung und Zertifizierung auf», gab Nick Bramley zu bedenken. «Und angesichts der geringen Anzahl an Besatzungsmitgliedern auf Binnenschiffen – in der Regel zwischen zwei und fünf pro Frachtkahn – könnten weitreichende Reduktionen soziale Probleme nach sich ziehen und die Attraktivität des Berufsstandes beeinträchtigen.»
Zum Abschluss seines Berichtes erklärte Nick Bramley, dass Nautilus darauf hinarbeitet, die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in diesem Sektor zu erhöhen. Dies, obschon der Zielsetzung wesentliche Hindernisse entgegenstehen. Es sei schwierig, einen Gesamtarbeitsvertrag auszuhandeln, da viele Unternehmen klein seien und bis zu 80 Prozent der Schiffe von Personen betrieben werden, die zugleich Eigentümer und Betreiber seien, so Nick Bramley.
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